Eigentlich, denke ich, ist das Skalierungsproblem des Winterkongresses gelöst.

Das CCH war ja voll, und Leipzig war zu verteilt und verlaufen. Ich war nie da, aber die Leute, die ich höre, fanden die Location doof. Obwohl das Team das angeblich ganz okay gestaltet hat – die Möglichkeiten sind ja auch viel besser als im CCH – das Team hat immer ein Auge darauf gehabt, auch leise Zonen für Intros und Autis zu bauen, wo man sitzen und reden konnte.

Dennoch ist Leipzig nicht angenommen worden. Leipzig ist aber die Keimzelle des neuen, skalieren Post-Congress gewesen – das sind die Sommercamps, also das vom CCC, aber auch die ganzen Hacks und Easterheggs und dergleichen. Das skaliert viel besser, weil es draußen ist und damit offen, und weil es warm ist. Ein Problem des Winterkongresses war ja immer der Winter.

Die Camps passen auch viel besser zur aktuellen Preapokalypse. Hacker üben preppen. Viele sind eh KatS und dergleichen.

Das ist auch ein Grund, warum der Winterkongress ins CCH zurück will und kann. Das ist aber noch nicht gut verbalisiert – kaum verwunderlich, der Winterkongress hat seine Intentionen wenn überhaupt nur in einer Retro verbalisieren können.

Aber der Winterkongress hat sich schon immer verändert und muß das nun wieder tun und herausfinden, was seine Aufgabe ist.

Die aktuelle Diskussion zeigt das in gewisser Weise. Es geht ja nicht um den Ticketverkauf wie sonst immer, sondern um den Enterprise-Zugang zu Tickets und wie man das macht (oder Firmen beibringt).

Das ist ein gutes Zeichen.

In den USA war das Dreieck Staat – Firmen – Hacker ja immer gut vernetzt und es gab kaum Abgrenzung bis zu dem Punkt wie die NSA offen auf Hackerevents rekrutiert hat.

Das war in DE strukturell nie machbar, und das ist gut so und sollte so bleiben. Jedenfalls vorerst und mit den aktuellen Regierungstendenzen.

Aber Deutschland ist echt behindert, weil in den Verwaltungen und bei den Entscheidern zu wenig Techniker sitzen. Also, es braucht mehr konstruktive Interaktion zwischen Staat, Firmen und der aktuellen Hackeranarchie. Und weniger Hackerparagraf, also generell Akzeptanz und Kooperation von Firmen- und Staats-Seite. Denn ohne diese Demographie kommt DE nie im Leben auf einen grünen Zweig, was IT angeht.

Wie dem auch sei, wie jedes Jahr sehen wir eine Kongress-Ticket Diskussion, aber dieses Jahr ist sie anders. Der Winterkongress versucht zu verstehen, was er jetzt ist. Er kann keine Full Spectrum Enterprise-Hackerterrorcybercybershow sein, offensichtlich. Es braucht massig authentische Eingeborene, damit er echt bleibt.

Aber er ist eine "anerkannte Bildungsveranstaltung", und das heißt ein Zugehen auf Enterprises und Verwaltung. Das ist ganz wunderbar und auf eine Weise neu. Die Diskussion zeigt eventuell, daß es einen Weg gibt, bei dem in der Verwaltung und Regierung Nicht-Juristen und Nicht-Verwalterungsfachangestellte Eingang finden und Verbindung halten, auf eine Weise, die weniger defekt ist als bei den Amis. Die ganze Aktion mit OSS in SH, Sovereign Stack und so ist ja auch ein Zeiger in diese Richtung.

Aber wenn man den Thread da oben liest, dann sieht man auch wie unglaublich weh "sich neu erfinden" in einem dezentralisierten Anarchohaufen tut. Auch nicht falsch, man muß das nur aus ausreichend Distanz passieren lassen.

Andererseits ist mein erster Winterkongress jetzt fast 40 Jahre her – das war im Bürgerhaus, also irgendwann in den späten 80ern noch vor meiner Bundeswehrzeit. Und damit mehr als eine Generation her. Es ist klar, daß so eine Veranstaltung sich verändert hat, verändern muß, damit sie relevant bleibt und es ist ziemlich cool, daß der CCC und der Kongress das generationenübergreifend hin kriegen.

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