Exzellente (Quanten)Forschung an der Leibniz Universität Hannover

Ende Mai ist es in einer Pressemitteilung bekannt gegeben worden: Die drei Exzellenzcluster an der Leibniz Universität Hannover (LUH) PhoenixD, QuantumFrontiers und Hearing4all.connects gehen in die Verlängerung. Herzliche Glückwünsche! Ein schöner Anlass, um hier im TIB-Blog die Exzellenzcluster mit ihren Forschungsschwerpunkten kurz vorzustellen und der Quantenphysik in ihren Forschungsinhalten nachzuspüren.

QuantumFrontiers

Bei QuantumFrontiers wird der Quantenbezug ziemlich offensichtlich im Namen des Clusters hergestellt. In der Presseinformation lesen wir über den Exzellenzcluster: „Zentrales Ziel ist, Messungen an der Quantengrenze mit bisher unerreichter Präzision durchzuführen – und sowohl die Grundlagenforschung voranzutreiben, als auch Anwendungen in der Quantentechnologie zu erschließen“ und „Mit der Quantenmetrologie dringen wir in unerforschtes Gebiet vor und erreichen nie dagewesene Präzision.“ Das zentrale Thema und gemeinsamer Nenner der sehr speziellen Forschungsprojekte in QuantumFrontiers ist also die Quantenmetrologie. Die Anwendungen sind dann erstaunlich vielfältig: von der Optischen Uhr über Gravitationswellendetektoren, Quantensensoren und Quantencomputern bis hin zu Kalten Atomen im Weltall, um nur einige wenige zu nennen. Salopp gesagt: Wenn die Menschheit Technologien basierend auf Quanteneffekten entwickeln und nutzen will, muss sie natürlich auch auf Quantenebene messen können!

Suche ich im TIB-Portal nach Quantenmetrologie, erlebe ich einen kleine Überraschung: Dachte ich doch, dass die Quantenmetrologie ein eher neues Thema sei, was auch die zeitliche Entwicklung der Treffer zeigt. Erst ab Mitte der 2000er Jahre steigt die jährliche Zahl der Treffer auf Werte über zehn, ab 2013 dann auf dreistellige Werte. ABER: Der Begriff Quantum Metrology wurde bereits Ende der 1960er Jahre eingeführt und bereits 1983 erschien eine umfangreiche Abhandlung mit dem Titel Quantum Metrology and Fundamental Physical Constants.

PhoenixD

Der Exzellenzcluster PhoenixD macht es mir etwas schwerer, auf den Quantenpfad zu kommen. Erstmal bin ich etwas erschlagen angesichts des Spektrums seiner Forschung unter dem Label Photonics, Optics, Engineering Innovation – Across Disciplines. Ich irre über die PhoenixD-Website, sehe viel Optik, sehe vor allem die Beiträge aus dem Maschinenbau, der Elektrotechnik, der Werkstoffkunde und der Chemie, der Mathematik und der Informatik zu den Forschungsschwerpunkten Simulation und Fertigung in PhoenixD. Die Physik oder gar die Quantenphysik vermute ich dann in den Bereichen, die sich mit Aspekten der Licht-Materie-Wechselwirkung beschäftigen. Glücklicherweise hilft hier auch die Presseinformation weiter:

„Ziel ist es, optische Präzisionsgeräte schnell und kostengünstig zu entwickeln, um neuartige Anwendungen in der medizinischen Diagnostik, der Lebensmittelproduktion sowie der Telekommunikation- und Quantenkommunikation zu ermöglichen. Dafür arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den sechs Fachgebieten Maschinenbau, Physik, Elektrotechnik, Informatik, Mathematik und Chemie zusammen und erforschen die Manipulation und Detektion von Laserlicht.“

Da sind sie, die wichtigen Begriffe Quantenkommunikation und Laserlicht, Quantenphysik und Quantenoptik! Wenn ich in Web of  Science, einer der von der TIB für die LUH bereitgestellten Fachdatenbanken nach Veröffentlichungen des Exzellenzclusters 2122 suche, erhalte ich 600 Treffer, die sich irgendwo in ihren Metadaten auf EXC-2122 beziehen. Jetzt geht der Spaß erst richtig los. Die Filterfunktion ermöglicht mir, diese Treffer nach bestimmten Aspekten zu analysieren:

  • Aus welchen Einrichtungen stammen die Paper? LUH, TU Braunschweig, Laser Zentrum Hannover, …
  • Aus welchen Departments und Instituten? Fakultät für Mathematik und Physik, Institut für Quantenoptik(!), Hannoversches Zentrum für Optische Technologien, Fakultät für Naturwissenschaften, Institut für Anorganische Chemie, Institut für Organische Chemie, Fakultät für Maschinenbau, … Tatsächlich viel Quantenoptik wenn man nach der Zahl der dem IQO zugeordneten Paper geht.
  • Aus welchen WoS-Fachgebieten? Materials Science Multidisciplinary, Optics, Physics Applied, Nanoscience Nanotechnology, Chemistry Physical, Chemistry Multidisciplinary, Engineering Electrical Electronic, Physics Condensed Matter, Computer Science Artificial Intelligence, Mechanics, Mathematics Interdisciplinary Applications, … und last but not least
  • Wo sind die Paper erschienen? Proceedings of SPIE, Optics Express, Sensors, Optics Letters, Scientific Reports, Carbon, Physical Review B, Computer Methods in Applied Mechanics and Engineering, Physical Review A, … Dieses Ergebnis erfreut mich besonders, da ich mich vor Jahren gemeinsam mit meinen Kolleg:innen dafür eingesetzt habe, dass die SPIE Digital Library als Allianzlizenz angeboten wurde, weil unser Eindruck war, dass sie u.a. in Hannover aufgrund der Forschungsschwerpunkte gut genutzt würde. Sic! Auch dass eifrig in den Journals von Optica publiziert wird, passt.

Web of Science beantwortet auch die Frage nach den am stärksten zitierten Papern aus der Forschung von EXC-2122:

Wer eine vollständige Übersicht aller über 900 Paper von PhoenixD möchte, der sei auf die PhoenixD-Seite im Fachinformationssystem der LUH verwiesen. Leider ist hier die Analyse der Paper nicht so möglich wie in einschlägigen Fachdatenbanken.

Hearing4All

Hearing4All, das inzwischen seine dritte Förderperiode erreicht hat, hat zum Ziel, „die Prognose, Diagnostik und Behandlung von Hörverlust zu verbessern.“ Insbesondere die Nutzung von KI-basierten Systemem steht in der neuen Förderperiode im Fokus. Beteiligt an Hearing4All sind Wissenschaftler:innen aus der Medizinischen Physik, Psychologie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, den Neurowissenschaften, Ingenieurwissenschaften und der Linguistik.

In diesem Cluster ist die LUH nach der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und der Medizinischen Hochschule Hannover eher der kleine Bruder: Suche ich die Paper des Clusters in der Fachdatenbank Scopus an, so finde ich über 300 Treffer, die EXC-2177 als Funding information tragen. Filtere ich dann nach den Fachgebiet Physics and Astronomy, reduziert sich die Zahl der Paper auf 49, die überwiegend in Konferenzbänden oder Journals stammen, die Audio und Speech oder Acoustic im Namen tragen. Aber immerhin: Sieben der Paper haben Autor:innen, die am Institut für Quantenoptik der LUH arbeiten, eines davon hat einen Titel, der auch mir verständlich macht, was die Quantenoptik für die Forschung zur Behandlung von Hörverlust tun kann: Optoacoustic tones generated by nanosecond laser pulses can cover the entire human hearing range.

The Map of (Quantum) Physics

Zum Schluss dieses Beitrags ein kleines Fundstück, das ich kürzlich in Form eines Bildes abgedruckt auf der letzten Seite eine Buches sah, das aber eigentlich ein YouTube-Video ist und sehr anschaulich zeigt, wo sich die Quantenphysik warum in der Map of Physics verorten lässt. Ab Sekunde 302 ist es soweit:

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Löwen am Eingang des Welfenschlosses
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